bei meinem Solo-Moped habe ich kürzlich die gleiche Beobachtung gemacht. Ich habe deshalb viel unternommen - und mußte am Schluß doch etwas über meine eigene Blödheit schmunzeln. Damit ihr ebensolche Freude daran habt, aber nicht so hereinfallt wie ich

, erzähl' ich die Geschichte am besten der Reihe nach. Ich habe...
1) die Gabel auf etwaige Verspannung geprüft: Ich habe alle Klemmungen von Vorderradgabel und Vorderachse gelöst, die gesamte Vorderradaufhängung kräftig "durchgeschlackert" und anschließend alle Schraubverbindungen wieder angezogen. Sehr wichtig sind dabei die richtige Reihenfolge und das richtige Drehmoment (beides siehe Werkstatthandbuch).
2) den Lenker getauscht.
3) die Gabel überholt (Gleitbuchsen und Simmerringe getauscht), dabei natürlich auch das Gabelöl gewechselt und beim Befüllen auf den exakt gleichen Ölstand in den beiden Gabelholmen geachtet.
4) die Gabelstandrohre und die beiden Lenkkopflagerbrücken in einem Rahmenrichtbetrieb vermessen lassen. (Alles erwies sich als unauffällig.)
5) das Lenkkopflager gewechselt. (Ich wollte meinem Möppi etwas Gutes tun, und so nahm ich ein Lager von Emil Schwarz. Seitdem lenkt sich die Wing spürbar leichter und präziser.)
6) die Schwingenlagerbolzen gewechselt. (Wegen der guten Erfahrungen mit dem Lenkkopflager nahm ich auch hier solche von Emil Schwarz.)
7) die hinteren Federbeine getauscht gegen solche von "Progressive Suspension". Das Modell 416 ist passend für die GL1500 konzipiert. Einen Vorteil dieser Lösung sehe ich darin, daß beide Federbeine identisch aufgebaut sind (inkl. beidseitiger Luftunterstützung). Das erscheint mir "prinzipiell symmetrischer" als die Serienlösung mit einem Schraubenfeder-Hauptfederbein links und einem luftbasierten "Hilfsfederbein" zur Feinregulierung rechts.
8) Weil ich schon mal "hintenrum" dabei war, wechselte ich auch gleich den Hinterreifen (bis dato Dunlop Elite 3).
9) Die Hinterradschwinge habe ich nicht ausgebaut und vermessen, sondern lediglich bei ausgebautem Hinterrad auf etwaigen Rostbefall im Knotenblechbereich geprüft. Alles unauffällig. Da auch alle Bolzen (für Federbeine und Schwingenlager) sowie die Achse sich sauber stecken ließen, habe ich die Schwinge als "augenscheinlich nicht verzogen" eingestuft. Auch die Distanzscheiben saßen alle an der richtigen Stelle, so daß alle Voraussetzungen für einen "korrekt mittigen Radeinbau" gegeben waren.
Geprüft habe ich das auch mit einer Richtlatte, die ich bei aufgebocktem Motorrad (Lenker geradeaus) an die Flanken von Vorder- und Hinterreifen angelegt habe. (Man kann Distanzstücke dazwischenlegen, damit man um den Hauptständer herumkommt und die unterschiedlichen Reifenbreiten vorn und hinten ausgleicht.)
10) Schließlich wechselte ich die Radlager vorn sowie (palim-palim

) den
Vorderreifen. Es war ein Dunlop Elite 3, der ungleichmäßig abgefahren war (mit deutlichen Auswaschungen im Flankenbereich links & rechts, wohingegen in der Mitte noch gut Profil drauf war). Ich denke, ein solches Verschleißbild ist z. T. auch bedingt durch die Paarung der zwei Gummimischungen in diesem Reifen (in der Mitte verschleißfester, aber an den Flanken weicher und hierdurch mit kurventauglicher Haftung).
Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß der Vorderreifen bereits zu Anfang der ganzen Aktion sehr deutlich erkennbaren Verschleiß aufwies, wohingegen alle anderen Teile durchaus noch recht gut beieinander waren.
Nachdem ich also den Vorderreifen gewechselt hatte, fuhr die Wing endlich so geradeaus, wie ich mir das vorgestellt hatte

. Nebeneffekt der zuvor erfolgten Operationen: Auch hinterradseitig fühlt sich das Möppi nun sehr viel exakter und angenehmer an (Federungsverhalten und Spurführung). Die Reifenpaarung ist nun übrigens Dunlop K177 vorn & hinten.
Wingerjack