Hallo miteinander,
zum Jahreswechsel scheint sich ja hier so mancher mit der These zu befassen: "Wichtig ist, was hinten herauskommt". Allen Drehmoment-Freunden, die derzeit voller Wonne Endantrieb und Kardanwelle in ihren Händen wiegen, möchte ich von der Existenz eines gar hilfreichen Honda-Originalteils berichten.
Keysch hatte neulich schon mal auf das Teil hingewiesen

. Es ist eine
Anlaufscheibe aus Kunststoff, die zwischen Mitnehmerstern und Hinterradfelge eingebaut wird. In ganz Gallien? Nein, serienmäßig nur in den GL1500-Baujahren ab 1998. Gleichwohl ist die Anlaufscheibe sicherlich für alle Baujahre hilfreich. Denn sie verhindert, daß der Mitnehmerstern "taumelt". Falls er das doch tut, so ruiniert er auf die Dauer die Alu-Hülsen in den Ruckdämpfern der Hinterradfelge, ebenso wie die Verzahnung zwischen Mitnehmerstern und Endantrieb.
Die Anlaufscheibe, die das verhindern hilft, hört auf den Namen 42616-MAJ-G20 ("Thrust Washer" bzw. "Scheibe Rahmenverbindung"). Sie begrenzt die axiale Beweglichkeit des Mitnehmersterns. Dessen Verzahnung stellt sich dadurch nicht so schräg gegenüber der Endantriebseite, sondern liegt flächiger an. Falls die Kunststoff-Anlaufscheibe zu dick sein sollte, könnte die etwas dünnere Stahlscheibe 42616-MT3-000 helfen. Die wird in der ST 1100 (Pan European) verbaut.
Ferner werdet Ihr zum Abschmieren aller Kardan-Verzahnungen geeignetes
Fett verwenden wollen. (Vermeidet Zahnausfall, so wie u. a. hier gezeigt:
http://www.goldwing-forum.de/forum/topic.php?id=14289)
Wichtig ist, ein Fett mit einem Anteil an Molybdän-Disulfid zu benutzen (MoS2). Das ist ein
Festschmierstoff. Er wird benötigt, weil in der flachen Verzahnung sehr hohe Drücke anliegen, aber nur geringe Relativbewegungen zwischen den Zahnflanken stattfinden. Wären die Relativbewegungen größer, so würde ein
Flüssigschmierstoff "dazwischenflutschen" können (so wie das Motoröl zwischen den Getriebezahnrädern). Da die Kardan- und Endantriebs-Verzahnungen aber so flach sind, geht es besser mit einem Festschmierstoff, der sich wie kleine Eisschollen zwischen die Reibpartner legt.
Woher bekommt man nun solches Fett? Die früher bei Honda erhältliche "Honda Moly 60"-Paste wurde eingestellt, Nachfolger ist "Honda M77", ebenfalls beim manchem Vertragshändler nicht erhältlich. Ersatzweise nimmt mancher Schrauber Liqui-Moly-Paste (LM47 oder LM48, im Baumarkt und Autozubehörhandel). Ich besorgte mir "Molykote BR2"-Fett sowie "Molykote G-N Plus"-Paste, beides von Dow Corning.
Hier und da ist ferner zu lesen, bei der Demontage von Kardanwelle und Endantrieb habe sich eine
kupferfarbene Substanz angefunden. Ich hoffe mal, daß dies
keine Kupferpaste ist (und würde sowas auch
nicht zum Abschmieren empfehlen). Ich gehe davon aus, daß es stählerner Abrieb aus der Verzahnung ist ("Passungsrost"), der sich mit dem alten Fett vermischt hat. Und der sieht nun mal ähnlich rotbraun aus wie Cu-Paste...
Wie auch immer - Euch allen wünsche ich fröhliches Schrauben und gutes Gelingen!
Wingerjack