Mi., 05.-08. Juli 2017 Reifentest Metzeler ME888 Marathon Ultra
auf
Goldwing 1800 bei Pirelli in Sizilien
Wie bereits bekannt flogen Karl-Heinz und ich am 05.07.17 mit
Martin, dem Leiter der Pirelli Trade & Consumer Marketingabteilung,
von München nach Catania auf Sizilien wo wir in den Abendstunden
eintrafen.

Do., 06.07.17:
Sonnenaufgang und Blick zum Ätna

An diesem Morgen ging es direkt zum Pirelli Test- und
Entwicklungszentrum welches sich bereits seit über 30 Jahren auf
Sizilien befindet.
Hier werden ausschließlich Zweiradreifen entwickelt und getestet.
Der Leiter, Herr Salvatore Pennisi begrüsste uns sehr
herzlich und führte uns durch die
verschiedenen Abteilungen und Hallen. U.a. auch ein riesiges Lager für Reifen
die sich noch in der Entwicklungphase befinden, Prototypen, Reifen
die momentan getestet werden oder auch kurz vor der Markteinführung
sind.

Fast 100 Zweiräder (Roller, Geländemaschinen, Sportler bis hin zu
nagelneuen Harleys und zwei Goldwings) in einer anderen Halle warten darauf von
den fest angestellten Testfahrern bewegt zu werden. Wie wir anhand
von Bildern an den Wänden sehen konnten, sind es nicht nur Test-
sondern auch Rennfahrer. Zusätzlich finden sich hier auch sämtliche
Gepäcksysteme (Koffer, Anbauten) für die Bikes um die verschiedenen
Belastungszustände herstellen zu können. Nachdem die italienischen
Testfahrer eher leichtgewichtig sind, wird zur zusätzlichen
Beschwerung noch mit Gewichten (z.B. Sandsäcken, Taucherbleigürtel)
nachgeholfen. Die gesamte Konversation wurde von Beginn an in
englisch und italienisch geführt.

Die Vorauswertung, ob sich die Weiterentwicklung eines Reifens
lohnt, wird auf einer kleineren Teststrecke in der Nähe gefahren.
Hier entscheiden die Testfahrer über „Daumen hoch“ oder „runter“.
Bei Daumen „hoch“ entwickeln die Ingenieure weiter und bei Daumen
„runter“ wird die Entwicklung abgebrochen und der Reifen kommt in
die Tonne. Hochgeschwindigkeitstests werden jedoch auf normalen
Motorradrennstrecken in Europa und Brasilien durchgeführt. Hier im
italienischen Testzentrum
werden dann im Anschluss alle Freigaben und die
Unbedenklichkeitsbescheinigungen für Pirelli/Metzeler-Reifen
erstellt.
Mit Informationen über die Pirelli Testzentren weltweit sowie den
Ausblick über den Bau eines neuen riesigen Testzentrums, welches
eine eigene große Rennstrecke beinhalten wird, wurde die Führung
abgeschlossen.
Anschließend erfolgte der praktische Teil unseres Besuches. Nun, was
wurde von uns als Goldwingfahrer erwartet? Wir sollten unsere
Fahreindrücke mit dem ME888 und beim Nässetest im direkten Vergleich
mit dem Bridgestone G707 in verschiedenen Fahrsituationen, auf
unterschiedlichsten Straßenbelägen und bei verschiedenen
Geschwindigkeiten testen. Salvatore Pennisi und Martin waren sehr an
unserem Feedback als „Endverbraucher“ vom freien Markt interessiert.
Gelernte Test- und Rennfahrer haben sie ja selbst genügend.

Zwei mit Metzeler ME 888 Marathon Ultra bestückte Goldwings standen
für uns bereit. Eine schwarze SC47 und eine blaue SC68. Diese
sollten Karl-Heinz und ich im Laufe des Tages wechselseitig fahren.
Begleitet und in die Mitte genommen wurden wir von fünf Harleys!
Martin, drei Testfahrer und Salvatore Pennisi (selbst Rennfahrer),
der es sich nicht nehmen ließ, unsere Truppe anzuführen.

An diesem Tag wurden wir von einem Foto- und Videoteam sowie einem
Rettungswagen begleitet (Ist eine Sicherheitsvorgabe der
Pirelli-Leitung). Während die Fotografen ständig präsent
waren, hielt sich das „Klinikmobil“ meist im Hintergrund, war jedoch
immer in der Nähe.

Auf der Etna Mareneve, einer bekannten Motorradstrecke fuhren wir
von Süden her bis auf 1900 Höhenmeter den
Ätna hinauf.
 
Als
„Schmankerl“ ging es mittags noch mit der
Gondelseilbahn bis
zur Zwischenbergstation „La Montagnola“ auf ca. 2500 m hoch.
Auf
3000 m kommt man entweder nur noch zu Fuß oder mit Geländewagen. Wir
genossen den
herrlichen Ausblick bis hinunter zum Meer.

Nach Fahrerwechsel der Goldwings ging es wieder ca. 70 km zurück zum
Pirelli-Testzentrum.

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„Trockenes
Fazit“:
Tag 1 – trockener Fahrbahnbelag, Sonne, Luft ca. 34°C
Wir durften feststellen …
ganz Sizilien ist eine
Teststrecke. Jegliche Art von Fahrbahnbelag (Asphalt
rauh oder glatt, Teerschmierereien, Kopfsteinpflaster groß
und klein, Splitt, Schlaglöcher jeglicher Größe,
Frostaufbrüche auch in Kurven, mit Lavastaub gepudert usw.)
erfuhren wir in den Hügeln des Ätna in schnellen
Wechselkurven und unzählige Tornanti.
Auf der trockenen Fahrbahn hielt der Reifen bei wirklich
jeder Situation. Der Reifen lenkt sehr präzise ein, die
Goldwing ließ sich leicht in Schräglage bringen und blieb
auch in schnellen Wechselkurven selbst bei sportlicher und
aggressiver Fahrweise voll auf der Linie. Zu Testzwecken
wechselte ich vom üblichen „Hinterschneiden der Kurven“ zu
teilweise starken Abbremsen vor und auch beim Hineinbremsen
in Kurven über. Der Reifen verhielt sich absolut spurneutral
und das logische Aufstellmoment ließ NIE Zweifel am
„gutmütigen“ Verhalten des Reifens aufkommen. Der Reifen hat
eine gute Rückmeldung.
Das sehr gute Reifenverhalten war auch auf der schwarzen
SC47 identisch.
Unsere Meinung: Bei Trockenheit ein TOP Reifen
für die Goldwing! Niemals kam auch nur die geringste
Unsicherheit auf oder gar ein kleiner Vertrauensverlust zum
Reifen.
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Der Abend verlief mit Salvatore Pennisi und Alessandro
sehr harmonisch in einem Restaurant über dem Meer mit Blick bis nach
Kalabrien! Begleitet von einem sehr guten Essen wurden Erfahrungen
und Meinungen über das Motorradfahren und die Goldwing ausgetauscht.
Das Hauptinteresse von Pirelli war natürlich unsere Meinung und
Einschätzung zum Reifen ME888 auf der "schweren" Goldwing".
In der abendlichen Runde kam man auch auf private Dinge zu sprechen.
Also nicht nur "Benzingespräche", sondern es zeigte sich auch ein
sympathisches sizilianisches Interesse an persönlichen Informationen
über uns.
Fr., 07.07.17:
Tag 2 – Vormittag: nasser Fahrbahnbelag, Sonne, Luft ca. 34°C

(Nässetest - Die Metzeler-Elefanten bei der Arbeit)
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Am Vormittag dieses Tages war der Test des ME 888 bei Nässe
vorgesehen. Auf einer abgesperrten separaten Rennstrecke mit einigen
engen 180°-Kehren warteten wieder unterschiedliche Fahrbahnbeläge
(Teerschmierer, rauer und glatter Asphalt, Spurrillen usw.) auf uns.
Die Menge sowie die Temperatur der zu sprühenden Wassermenge von
feucht und nass bis zu Regen und Starkregen konnte stufenlos
reguliert werden. Also …von feucht bis zu „Wasser marsch“! |
Die schwarze SC47 war an diesem Tag zunächst mit den für
Neufahrzeuge üblichen „Auslieferungsreifen“ bestückt (Bridgestone
G707/G704). Die blaue SC68 mit den ME888.
Karl-Heinz und ich sollten jeweils ein paar Runden mit dem
Bridgestone und anschließend sofort mit dem ME888 fahren. Nur so war
ein direkter und unmittelbarer Vergleich der beiden Reifentypen und
Fabrikate möglich. Geschwindigkeitssteigerungen waren jedem selbst
überlassen. Eine eventuelle Steigerung der Wassermenge auf Fahrbahn, Goldwing und Gesicht war freiwillig,
bei der vorherrschenden Temperatur jedoch nicht unerwünscht.
Beschleunigungstests und Vollbremsungen rundeten den Vormittag ab.
Anmerkung: Auch heute war wieder für den Fall der Fälle der
Rettungswagen vor Ort.
Beschleunigungs- und Vollbremsungstest

Jeder durfte beide Reifentypen auf den verschiedenen Goldwings
testen

Nachdem wir einen kleinen Unterschied (der ME888 auf der SC68 hatte
einen kurzen jedoch kontrollierbaren Haftungsverlust am Hinterrad
beim aggressiven heraus beschleunigen aus einer Kurve in leichter
Schräglage bei viel Wasser), feststellten, waren wir nicht sicher,
was die Ursache dafür war. Lag es wirklich am Reifen, einer
Teerschmiererei auf dem Untergrund oder an unterschiedlicher
Kraftübertragung auf das Hinterrad. Die blaue SC68 wirkte bei
Beschleunigung aggressiver während die schwarze SC47 geschmeidiger
zu Werke geht. Über die Fahrdauer der letzten Stunden waren selbst
kleine Unterschiede zwischen beiden Goldwing's für uns spürbar. Wir
hatten eine gute "Popometer-Rückmeldung"!
Alessandro entschied daraufhin, dass vor Ort und in
„Formel-1-Manier“ bei der SC47 die Räder
ausgebaut, Reifen des Typs ME888 montiert und die Räder wieder
eingebaut wurden. Saubere und schnelle Arbeit!

Noch mal raus auf die Strecke … noch mal „Wasser marsch“ und in
derselben Kurve noch mal dasselbe Resultat. Kurz … aber spürbar.

Anmerkung: Freiwillig und privat würden wir bei dieser Wassermenge
von oben, der Seite und auf der Fahrbahn unsere Goldwings nicht so beschleunigen.
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„Nasses Fazit“:
Bridgestone auf schwarze SC47:
Gutmütiges Verhalten sowohl auf feuchter als auch auf nasser (Wasser
marsch) Fahrbahn.
ME888 auf blauer SC68:
Bei nasser Fahrbahn bis zum normalen Regen war ebenfalls alles im
grünen Bereich.
Mehrere starke Beschleunigungen mit anschließenden Vollbremsungen
aus 130 km/h bis in den ABS-Regelbereich bei verschiedenen
Wassermengen wurden unternommen. Der Reifen verhielt sich absolut
neutral und blieb spurstabil. Keine Unsicherheit!
Jedoch war bei Starkregen beim aggressiven Beschleunigen aus der
Kurve in leichter Schräglage ein leichter jedoch kontrollierbarer
Haftungsverlust festzustellen. Der Vorderreifen verhielt sich dabei
neutral! Wenn schon, dann sollte ja auch das Heck vor der Front ins
Rutschen geraten – andersrum wäre es irgendwie auch doof ;-))
ME888 auf schwarzer SC47:
Aufgrund unserer Rückmeldung wurde dann auch der ME 888 auf der
schwarzen SC47 montiert.
Ergebnis: Zwei Runden und erneut in derselben Kurve ein sehr kurzer
Haftungsverlust am Hinterrad.
Unsere Meinung: Sehr guter Reifen, jedoch mit leichtem
Haftungsverlust am Hinterreifen bei viel Wasser und starker
Beschleunigung in leichter Schräglage. |
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Tag 2 – Nachmittag: trockener Fahrbahnbelag, Sonne, Luft ca. 34°C
Es folgte bis zum Nachmittag ein weiterer „Trockentest“ auf der
nördlichen Seite des Ätna. Nach einer kurzen Sitzprobe auf der
Harley war Karl-Heinz blitzschnell wieder auf der Goldwing zu
finden.
Nach einer kurzen Erfrischungspause bot sich bei Randazzo eine schöne breite
Kurve mit tollem Hintergrund (Ortschaft, Kirche und Ätna) für
Kurvenbilder an. Dies wiederum bei ca. 34°C und
wechselnden Fahrbahnbelägen wie am Vortag.



Wie nicht anders erwartet „klebte“ der ME888 zuverlässig bei allen
Fahrbahnsituationen wie am ersten Tag.
Nach der Mittagspause ...

... ging es wieder hinunter und raus aus den Hügeln um den Ätna
Richtung Meer und Catania.

Sa., 08.07.17:
Mit einem letzten Blick zum Ätna verließen wir mit der
Mittagsmaschine Sizilien und landeten knappe 2 Stunden später wieder
in München.

Nach <KLICK> auf das Bild seht ihr das kurze
Werbevideo, welches wir von Pirelli/Metzeler erhalten haben!

Nach <KLICK> auf das Logo seht ihr ein
Youtube-Video von Karl-Heinz über unseren Sizilienaufenthalt.

Zum Abschluss gilt unser Dank der Fa. Pirelli/Metzeler und
insbesondere Martin, dessen Initiative erst zu diesem
außergewöhnlichen Erlebnis auf Sizilien geführt hat.
Ein besonderer Gruss geht noch nach Sizilien zu Salvatore Pennisi
und Alessandro für die herzliche Gastfreundschaft!
Grazie per la calorosa ospitalita!
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