Hallo Michael,
wenn Du das siehst, wie simpel die Mechanik gemacht ist, dann kannst Du nur sagen, Hut ab!
Vom Prinzip ist das nur ein U-förmig gebogener Bügel an dessen Enden je ein Laufrad montiert ist.
Dieser Bügel steckt in einem Rohr, welches quer zur Fahrtrichtung montiert ist, an der Halterung vom Hauptständer.
Total simpel, einfacher und "einfach" im Sinne der Betriebssicherheit, geht es eigentlich nicht mehr.
Da wo es komplizierter wird, ist die Anordnung des Hydraulikzylinders, daß der sich nicht an Bauteilen des Mopeds stößt, bzw. das bei der Bewegung über alle Punkte Freigängigkeit hat und die richtigen Winkel eingehalten werden, damit die Kraft auch ordnungsgemäß eingeleitet werden kann.
Wie schon gesagt, an der Mechanik ist nicht viel auszusetzen, aber die Abfragen und die Steuerung ist nicht nur Müll, sondern in meinen Augen "Lebensgefährlich"!
Der Hydraulikzylinder wird überhaupt nicht abgefragt, die Hydraulikpumpe lediglich über zwei "Irgendwas"-Relais angesteuert, ohne einen Sicherheitskreis oder eine Not-Aus-Funktion, die Auf- Abbewegung wird lediglich über ein und denselben Taster und zwei Leuchtdioden gesteuert, und die Abfrage der Geschwindigkeit erfolgt über einen Initiator, der an einem wackeligen Halter befestigt ist, über das Zählen der Hinterradspeichen!
Alleine drei Zustände fallen mir ohne großes Nachdenken ein, wo dieses System lebensgefährliche Fahrzustände heraufbeschwört:
Beim Halt vor einer Ampel steht das Hinterrad in einer Delle, ( bei den heutigen Straßen nichts Außergewöhnliches) beim Anfahren dreht das Hinterrad durch, die Anlage erkennt Fahrt schneller als 15 miles/h und zieht blitzartig ohne Vorwarnung das Fahrgestell ein, dadurch bekommt das Hinterrad Bodenkontakt, aber der Fahrer hat ja schon das Gas weggenommen, weil es ja durchdrehte, dadurch wird jetzt der Motor abgewürgt und das Motorrad fällt um, der Fahrer stürzt unglücklich auf die Gegenfahrbahn in den jetzt kommenden Gegenverkehr!
Auf einer kurvenreichen Landstraße, durch das Gerappel von Schlaglöchern, bekommt das Kabel vom Taster einen "Wackel" und jetzt ist die Anlage "vorgemerkt"! In irgend einer Spitzkehre fällt die Geschwindigkeit unter 24 km/h (15 miles/h x 1,6 = 24 km/h) und das Fahrwerk fährt ohne Vorwarnung aus! Bei nur 800 mm Spurbreite ist das Fahrzeug zu schmal um in Aufrechter Position durch die Kurve fahren zu können, also fliegt der Fahrer über die Leitplanke, Entschuldigung, richtig muß es heißen, er steigt ab!
Auf der Autobahn wird so um die 160 km/h gefahren, der Fahrer ist zufällig an den Taster gekommen und die Anlage ist nun "vorgemerkt"! Durch den lappigen Halter des Initiators (im Fachjargon Induktiver Näherungsschalter), verbiegt sich dieser ( so ein Sensor hat nur einen Schaltabstand zwischen 8 und 12 mm!) und der Sensor sagt, dieses Motorrad steht still, also Fahrwerk raus, aber schnell! Die Rädchen sind der hohen Geschwindigkeit aber nicht gewachsen und lösen sich in ihre Bestandteile auf, leider das linke Rädchen schneller als das Rechte, was das Motorrad links abkippen läßt, oder anders ausgedrückt, in eine leichte Linkskurve drückt, bis es an der Leitplanke zerschellt!
Das meine ich mit, diese Steuerung ist "Lebensgefährlich", und komme mir Keiner damit, das wird schon nicht passieren, was möglich ist, wird auch passieren!!!
Wie will ich nun diese Situationen vermeiden?
Bombenabwurfschalter hat Jeder schon mal im Film gesehen, da ist eine Klappe über dem eigentlichen Schalter. Diese Klappe muß mit doch erheblichem Kraftaufwand mit dem Daumen von unten geöffnet werden, dann erst liegt ein Kippschalter frei. Aber auch der Kippschalter muß mit mehr Kraftaufwand geschaltet werden als ein Taster. Außerdem zeigt er unmißverständlich durch seine Stellung an, was geschaltet ist!
Diese Faktoren sind schon ein erheblicher Sicherheitsgewinn gegenüber der Amerikanischen Version!
Wenn ich jetzt hergehe und lasse die "Vorwahl" gänzlich wegfallen, so schalte ich sämtliche Überraschungen aus!
Stattdessen nehme ich eine vordere Bremsscheibe zur Geschwindigkeitsinformation, aber, ich warne nur, wenn die Geschwindigkeit zu hoch wird! Damit fällt das unkontrollierte Einfahren weg, der Fahrer entscheidet über die Situation und bekommt nur eine "Entscheidungshilfe"!
Genauso wenn der Fahrer bei zu hoher Geschwindigkeit die Sicherheitsklappe aufmacht, oder gar den Schalter betätigt, es ertönt eine Warnung, aber die Steuerung ignoriert die Befehle!
Außerdem wird über einen "Not-Aus-Kreis" über ein vorgeschaltetes Pumpenrelais, die gesamte Hydraulik außer Funktion gesetzt!
Selbst wenn nun elektrisch ein "Störbefehl" gegeben würde zum Ausfahren des Fahrgestells, die Hydraulik ist ohne Kraft und kann den Befehl nicht ausführen, solange die Klappe über dem Schalter geschlossen ist. Da dies ein unabhängiger eigener Kreis ist, dadurch kann auch eine noch so geartete Störung der Steuerung, die Pumpe nicht in Gang setzen!
Was ich hier erzähle hört sich wild an, ist aber nur "geklaut", das sind Standards für Anlagenbauer der Automobilindustrie. Und ich erwähnte schon, die Industrie-SPS wird nach diesen Standards programmiert, nicht irgend ein Programm wird solange verbogen bis es paßt, sondern ein spezielles Programm wird, mit der in Betrachtziehung aller evtuellen negativ Möglichkeiten, extra dafür geschrieben!
Dann müssen sowohl die Stellungen des Zylinders als auch die des Fahrwerks überwacht werden!
Selbst wenn das System keinen Pumpendruck bekommt, kann durch einen "Schlauchbruch" doch eine Veränderung der Nullposition stattfinden. Eine ernsthafte Gefahr durch Herunterfallen des Fahrwerks besteht zwar nicht, weil das mechanisch durch eine Feder in der Fahrposition Verriegelt wird, aber beim nächsten Rausfahren könnte es vielleicht doch Probleme geben und solche Möglichkeiten müssen frühzeitig an den Fahrer weitergegeben werden, damit der einen Halt in "unkritischer Situation" (Parkplatz oder ähnliches) stattfinden läßt und nicht an der nächsten Kreuzung sich beim Betätigen des Fahrwerks eine Fehlfunktion ergibt, mit allseitigem Schmunzeln!
So, jetzt tun mir die Finger weh, nur damit man sieht, ich mache mir ein ganz klein wenig Gedanken über das System und vor allem über die Funktionssicherheit, aber nur, weil ich möchte nicht in grinsende Gesichter schauen, wenn mein Moped 1a aufrecht vor der Leitplanke steht und ich dahinter bin!
Gruß
Michael