Hallo Jojo,
das Erwärmen hat einen anderen Grund:
Wenn Du diesen Überholfreilauf einmal in Gedanken aufschneidest und gerade biegst, dann ist es vielleicht leichter zu verstehen, was da passiert:
Der Innenring bildet jetzt einfach einen oberen, glatten Balken, während der Außenring eine nach innen gerichtete Sägestruktur aufweist. In jedem Sägezahnfach liegt nun eine Rolle.Diese Rolle rollt nun durch die Schwerkraft an die tiefste Stelle.
Bewege ich nun die beiden Balken gegeneinander, so haben die in jede Richtung keinerlei Sperrwirkung!
Erst wenn ich unter jede Rolle eine kleine Blattfeder mache, die die Rolle in den Spalt, oder besser gesagt in den Keil drückt, dann können sich die Balken in die eine Richtung freibewegen, weil die Rollen entgegen der Federkraft in das "Loch" gedrückt werden, während in die andere Richtung sich die Rollen in dem Keil verklemmen und den oberen Balken nun mitnehmen!
Ob nun diese Federchen erlahmen, oder durch das Älterwerden von dem Fett, oder wie bei dieser offenen Bauart einfach nur durch Abnutzung, der gerade Keil verformt sich mit der Zeit, umso mehr, je weniger Rollen an dem Spiel teilnehmen. Dann sieht der gerade Keil auf einmal aus, als hätte ein Auto in einer matschigen Wiese geparkt, der Keil wird gerader, die gleichmäßige Steigung ist weg, wo sich die Rolle immer mehr klemmen kann, stattdessen ist da wie eine Wulst entstanden, die die Rolle an der Klemmung hindert, weil sie nicht mehr weit genug in die Klemmposition laufen kann.
Je weniger Rollen jetzt an der Klemmung teilnehmen, umso größer wird dieser Effekt, bis es eben gar nicht mehr geht!
Wenn das Öl nun dünnflüssig ist, dann können die Rollen sich schnell bewegen und selbst einzelne Rollen reichen dann aus, um die Klemmwirkung zu erreichen, wenn das Öl aber kalt und zähflüssig ist, können auch diese Rollen nicht mehr schnell genug in eine Klemmposition kommen, rutschen deshalb durch, und das "Spiel" verschlimmert sich, bis im Prinzip der Klemmrollenfreilauf komplett unter allen Zuständen rutscht!
Ich hoffe das plastisch genug beschrieben zu haben, im Prinzip reicht theoretisch eine einzige Rolle, die sich klemmt, aus, aber Jedem dürfte klar sein, daß dabei die plastische Verformung auch von Stahl überschritten wird, wenn da richtig Last drauf kommt!
Bei diesen Freiläufen sollten möglichst immer alle Rollen gleichzeitig im "Eingriff" sein, damit die Last auf möglichst viele Stellen verteilt wird. Als Anlagenbauer für die Automobilindustrie haben wir dieses Bauteil wegen der hohen Ausfallquote aus unserem "Konstruktionsbaukasten" verbannt, wenn dennoch auf so ein Bauteil zurückgegriffen werden muß, so schreiben wir Wechselintervalle von ca. einem Jahr vor!
Aber Motorräder sind "Spaßmobile", da darf man schon mal so ein Bauteil als "Hauptkonstruktionselement" einsetzen!
AMIs scheinen dieses Teil zu lieben, beim Crysler Voyager 4x4 war so ein Bauteil dafür zuständig, daß wenn die Vorderachse durchrutschte, die Hinterachse mitgenommen wurde. Am Anfang ging das auch prima, aber mit zunehmendem Alter rutschte der Freilauf erst, bevor er dann doch packte, dadurch erhöhte sich die Drehzahl an der Vorderachse, bis dann die Hinterachse mit einem immensen Ruck dazu schaltete! Man hat dann gedacht Vorder- und Hinterachse fahren getrennte Wege.
Gruß
Michael