
Themenstarter
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Vorweg geschickt sei, das der Kupferwurm für mich, als elektrotechnischen Laien, noch ganz viele Rätsel und Überraschungen bereit hält. Eines davon konnte ich heute unerwartet aufklären und davon möchte ich hier kurz erzählen:
Anders als bei Frauen, wo es so etwas wie „ein bisschen schwanger“ definitiv nicht gibt, scheint es bei elektromechanischen Baugruppen am Moped so einen unschuldigen, diffusen Schwebezustand zwischen „noch heile“ und „völlig malade“ durchaus zu geben!
Gemeint ist hier das Starter-Relais oder der Anlasser-Magnetschalter, nennt es wie ihr wollt.
Ich dachte immer, wenn der Magnetschalter beim Startversuch hörbar klackt und auf der Batterie fernen Seite anschließend 12 Volt am Anlasser anliegen, sollte auch alles in Ordnung sein!?
Die Stromstärke, die am Anlasser ankommt (Ampere?), kann ich mit meinem Multimeter schließlich nicht prüfen.(?)
Umso mehr hat es mich in den gemeinsamen Jahren mit der 1100er immer geärgert, dass der Anlasser entweder auf Anhieb mit der ersten Umdrehung den Motor startete, oder aber 15 min dafür brauchte – und das trotz Autobatterie im Seitenwagen.
In 9 von 10 Fällen reichte die Kraft des Starters nur für eine Umdrehung, dann brach die Spannung zusammen und der Startversuch ab. 5 Sekunden später konnte man es erneut versuchen und wieder und wieder und irgendwann hatte ich dann eben doch fast immer Erfolg.
Ein „Orgeln“, wo die Kurbelwelle Sekunden lang dreht, war eigentlich niemals möglich. Ein klemmender Anlasser-Freilauf war ebenfalls nur 1 von 10mal lautstark zu vernehmen.
War der Flatfour einmal warm gefahren, sprang sie am selben Tag immer im Hieb wieder an; aber die Kaltstarts wurden immer mühsamer, je nasskalter das Wetter wurde.
Nach intensiver Netzrecherche, auch hier im Forum, hatte ich natürlich den 1981er Anlasser im Verdacht. Im Herbst letzten Jahres habe ich diesen dann komplett zerlegt und wurde auch fündig: Die Erreger am Mantel des E-Motors sind mit einer ringförmigen Lötbahn verbunden, bei der aber sämtliche äußeren Lötstellen gebrochen/gelöst waren, so dass nur noch Druck- bzw. Schleifkontakt bestand. Waren also hier die „Amperechen“ verlustig gegangen?
Immerhin drehte der vermeintlich defekte Startermotor befreit von Last und Getriebe klaglos aber kraftvoll hoch und summte dabei wie Schwarm blutgeiler Mücken. Kaputt war der nicht!
Trotzdem bekam er neben starken Lötverbindungen auch noch neue Kohlebürsten spendiert, wurde physisch und chemisch gereinigt, also mit Luftdruck, Pinsel und Kontaktspray, und das Planetengetriebe wurde mit Nähmaschinenöl und Graphitfett neu geschmiert. Ebenso sorgfältig wurden alle Leitungen und Kontakte von der Batterie bis zum Anlasser hin geprüft und gereinigt, das Anlasserrelais inklusive.
Als Resultat davon startete meine Dicke letzten November wie Glöckchen, wo man nur zart und sachte am Schnürchen ziehen musste, und schon bimmelte es...
Im kalten Dezember war dann aber schon wieder Schluss mit lustig und ich zurück zum eingangs beschriebenen Status Quo: 1 Umdrehung – nix – warten – 1 Umdrehung – nix – warten - ...
Immerhin sprang die Fuhre da noch regelmäßig an. Am besten natürlich wenn der 45Ah Autoakku über Nacht am Ladegerät gehangen hatte und das Voltmeter anschließend satte 14einhalb zeigte.
Die erneuten Startprobleme schob ich deswegen auf die 4 Jahre alte Starterbatterie, die ich am Ende ihrer Dienstzeit wähnte. Da aber selbst die günstigsten und kleinsten NoName-Autostarterakkus mittlerweile gefühlte 130 D-Mark kosten, wirft man nichts so schnell weg, was noch irgendwie funktioniert. Deshalb blieb sie drin (und das war auch gut so).
Nachdem ich erst vor einer Woche, nach nächtlichem Neuschnee und Sonne satt am Samstag noch eine 200er Runde durch die Nachbarschaft gedreht hatte, versagte mir mein Gespann dann vorgestern plötzlich völlig den Dienst.
Nach dem Druck auf den Startknopf war nur noch kurz ein ratterndes Stakkato des Relais zu hören, und bei den folgenden Versuchen nur noch das Klacken des Magnetschalters. Am Anlasser rührte sich nichts – nada! Soweit so schlecht, aber immerhin klarer Fall (?): Batterie kollabiert, die hat es nun endgültig hinter sich! Da der nächste Tag Sonntag war und somit kein Ersatz zu beschaffen gewesen ist, wurde dem alten Akku nochmals eine finale Druckbetankung vergönnt. Einen Versuch hast du noch!
Heute Morgen wieder nur ein Klacken des Schalters, keine Reaktion des Starters.
Laut Multimeter lieferte die frisch geladene Batterie aber 14,8 Volt ab – da war also mitnichten eine Zelle hinüber, wie man es ja sonst so oft erlebt hat. Außerdem funktioniert die Beleuchtung und die Hupe Eins A, wie meine Nachbarn sicher bestätigen können!?
Ist das Masseband vielleicht halb abgerostet?
Starthilfekabel vom Minuspol der Batterie an den Rahmen angeklemmt: Nix. Keine Veränderung.
Ist der Anlasser jetzt doch hinüber?
Starthilfekabel als Dauerplus an den Pluspol vom Starter halten. Mist. Dafür muss die Blende im Rahmendreieck ab. Stattdessen doch lieber flugs den Magnetschalter überbrücken – geht schneller:
Bingo! Dreht und orgelt (ohne Zündung) wie ein Weltmeister!! Schnell wieder weg mit dem Dauerplus, bevor da was verschmort oder kokelt.
Ist der Magnetschalter etwa kaputt? Aber er schaltet doch. Und wenn er geschaltet hat, dann liegt doch die volle Bordspannung am Anlasser an!?
Nach einer Pinkelpause und Neubetankung mit Kaffee oben in meiner Wohnung hatte ich im Netz recherchiert, das leichte Hammerschläge auf den Hinterkopf nicht unbedingt das Denkvermögen, dafür aber das vorläufige Betriebsvermögen bei so manchem Pkw-Anlasser erhöht haben. Gut, magnetisch funktioniert der Selenoid-Schalter in unseren GW’s ja nun auch. Also: Versuch macht kluch. Seitendeckel ab und davor gedengelt...
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Motor sprang an, nachdem er beim Startversuch richtig georgelt hatte. Motor wieder aus. Startversuch wiederholen: Nur ein Klacken. Keine Anlasser-Aktion. Leichte Schläge mit Gabelschlüssel seitlich gegen den Magnetschalter, der dafür etwas aus seiner Gummimanschette herausgehoben wird: Motor springt an!
Bei der dritten Wiederholung bricht plötzlich die Spannung komplett zusammen. Motorkontrollleuchte aus. Kein Saft nirgendwo. Kurzschluss!? Erneutes Dengeln mit dem Gabelschlüssel: Motor will starten, Relais rattert Stakkato, Spannung bricht zusammen....
Ich habe mir jetzt für 20 Euretten einen neuen Magnetschalter bestellt und würde mich nicht wundern, wenn ich nächste Woche sämtliche Startprobleme der letzten Jahre zum Gegenwert von 2 Kästen Bier behoben hätte.
Vielleicht kann mir ja hier der eine oder andere Mechatroniker auch ohne Fach-Sprech erklären, wo jahrelang mein Denkfehler war, wo der Schalter noch die ganze Zeit geschaltet hat und doch schon lange im Brötchen war. Und woran ich das dann hätte klar erkennen können, natürlich.
Danke schon mal im Voraus, falls das hier jemand versucht.
Ich habe das heute hier so breit ausgerollt, weil ich über die Suchfunktion Foren übergreifend so oft auf verblüffend ähnliche Schilderungen gestoßen bin, die nach verschiedenen Anregungen und Einlassungen in dem Credo versandet sind, sich doch einen deutlich über 100 Euronen teuren neuen Anlasser anzuschaffen – dann wäre alles gut.
Mehrmals stammte der letzte Beitrag des Threads dann vom Themenstarter selbst und las sich ungefähr so: „Danke für eure Hilfe. Ich werde mir jetzt einen neuen Starter kaufen“.
Das abschließend dann keine Erfolgs- oder Vollzugsmeldung mehr kam, darauf kann sich jetzt jeder seinen eigenen Reim machen. Man liest auch nur äußerst selten im Netz, das ein gescheiterter Feierabendschrauber am Ende sein Moped hat zur Fachwerkstatt schleppen lassen. Trotzdem lebt eine ganze Branche davon...
Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, den Fehler derart eingegrenzt zu haben, das ich mich bis Ende nächster Woche mit dem Neuteilimplantat wieder melden werde.
Versprochen oder angedroht – sucht es euch aus.
Grüsse
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