Hallo Carsten,
natürlich hast Du Recht, aber ich gehe einmal davon aus, daß mein "Gegenüber" keinen blassen Schimmer von Technik hat, ihn dann einfach viel Geld ausgeben zu lassen, was nicht nötig ist, das wiederstrebt meinem Naturell!
Genauso, wie ich schreibe, wenn etwas in meinen Augen wichtig ist und nicht außer Acht gelassen werden darf, sehe ich das hier als Geldvernichtung an.
Wieviel schönes Chromzeugs kann er dafür kaufen, wenn er keinen "neuen" Motor kauft; wie viele KM kann er in der Zeit bei schönstem Sonnenschein fahren, während er sonst den Motor komplett zerlegt, um die Schweißstelle von innen schweißen zu können?
Und ganz nebenbei, wieviel geht einem kaputt, als sogenannter Kollateralschaden, wenn man einen Motor zerlegt, der gut läuft, wo irgendetwas drin festgegammelt ist, was aber jetzt unbedingt gelöst werden muß, weil man sonst nicht weiterkommt? Läuft er danach immer noch so gut, oder ist irgend etwas verändert und man bekommt es einfach nicht wieder so, wie es einmal war! Ist doch Jedem schon passiert! Warum das Risiko, wenn nicht nötig?
Er hat die Maschine neu und brennt doch ganz bestimmt darauf zu fahren, also muß man ihm doch sagen, vergiss die Schraube in deinem Gehirn und fahr!
Als kleiner Junge von 8 Jahren hatte ich einen Tretroller und schon damals eine Vorliebe für alles Technische.
Da gab es bei uns in Lüdenscheid eine Kleinbahn, die "Schnurre" genannt, die fuhr zwischen Lüdenscheid und Altena. Immer wenn mein Opa nach Altena mußte, dann durfte ich mitfahren in der Schnurre. Wobei die für die ich glaube 16 km, ca. 1,5 Stunden gebraucht hat, weil das ein kombinierter Personen-Güterverkehr war. Da wurde mit dem ganzen Personenzug dann Güterwagons in Firmen geschoben oder abgeholt. Also für einen 8 jährigen Knirps konnte das nicht langsam genug gehen!
Aber da gab es am Ortsrand von Lüdenscheid eine Schineneabzweigung!
Wo führte die wohl hin und was gab es dort wohl zu sehen?
Da es dort nur Güterverkehr gab, beschloß nun dieser Knirps, seinen Tretroller für eine "Fernfahrt" herzurichten, akribisch wurden alle Teile, die man schon mal verloren hatte oder schon am Klappern waren, untersucht und befestigt, zu letzt wurden die Reifen aufgepumpt bis es nicht mehr ging!
Fertig!
Nun stand der Knirps an der Weiche und wartete auf den Zug, der auch bald kam. Er rollerte leichten Fußes hinter dem Zug her, es ging ja nach Werdohl bergab. Auf halber Strecke war Endstation, weil da gab es keine Schienen mehr, aber wo er jetzt war, dafür hatte der Ausflug sich gelohnt: Er war bei Plate Edelstähle in Brüninghausen angekommen, ein für damalige Verhältnisse großes Werk. Die Lokomotive braucht fast zwei Stunden um die Wagons von hier nach dort, und dann noch ganz woanders hinzuschieben. Wahnsinnig interessant!
Und dann kam ein Problem, der Zug fuhr wieder nach Lüdenscheid, aber es ging berauf und der Zug war viel schneller als der Knirps mit seinem Roller!
Und dann fand der Knirps eine für ihn riesige Schraube, die war noch warm! So eine große Schraube, aus der Lok! Das mußte etwas ganz Wichtiges sein, denn schon kleine Schrauben, die er an seinem Roller verlor, hatten ja schon manchmal gewaltige Ursachen, z.B. das seine Fußbremse nicht mehr ging und so etwas!!!
Er rollerte sich die Zunge aus dem Hals, aber der Zug war schneller!
Aber der Zug war beladen, und was die meisten Menschen nicht wissen, so eine Schmalspurdampflok hat einen sehr kleinen Feuerrost, einfach aus Platzgründen, und das birgt für das Lokpersonal folgendes Problem: Das kleine Feuer unter dem Kesselchen reicht aus, das Wasser zum Sieden zu bringen, das Feuer reicht auch aus, damit die Lok fahren kann, aber irgendwann muß wieder Wasser in den Kessel, und das schafft das kleine Feuer nicht, gleichzeitig das Wasser erwärmen und den Dampfdruck zu halten, um fahren zu können!
Das fällt im normalen Betrieb einer solchen Eisenbahn gar nicht auf, weil die hält ja bei jedem "Bauernhof"! Aber hier war nur freie Strecke bis Lüdenscheid! Also wurden an günstigen Stellen Anhaltezonen gemacht, damit der Kessel mit Wasser gefüllt werden konnte und das Wasser erst wieder zu Dampf gemacht wurde.
Und an so einer Stelle holte der Knirps den Zug wieder ein.
Der Knirps fuhr mit seinem Roller, total außer Atem, vor bis zur, für ihn riesigen Lok und schaute die rußverschmierten Männer an und wollte ihnen die Schraube geben, die ja schon von der Größe her, ganz wichtig sein mußte, so M 24 x 60, schätze ich heute mal.
Aber die Männer kümmerten sich nicht um den Knirps!
Aber die Mission war wichtig, die Lok durfte nicht kaputt gehen! Also wurde der Knirps lauter! Endlich kam einer der Männer, nahm die Schraube entgegen, und dann, so daß der Knirps es sehen konnte, warf er die Schraube, unter Gelächter, gegenüber ins Ufer!!!
So ist es damals wie heute, wer die Welt, oder auch nur einzelne Personen, retten will, erntet meistens nur Gelächter!
Aber sollte man sich nicht zehn Mal auslachen lassen, wenn man dafür wirklich Einem helfen kann?
Gruß
Michael