Hallo Franko,
selbstverständlich kann ich Dir das erklären, was mich nur zu tiefst verwundert, Jemand der unheimlich Zeit in die Konstruktion und auch Geld in die Fertigung investiert hat, damit alle Drosselklappen bloß nicht die kleinsten Abweichungen haben und absolut synchron aufgehen, dem ist es jetzt auf einmal ziemlich egal, ob die einzelnen Zylinder wirklich auf den "Punkt" zünden???
Oder dürfen nur Deine Ideen extrem teuer sein?
Egal, zurück zur Zündungsproblematik:
Erst ein mal etwas Grundsätzliches, die Kontaktzündungen sind nach kurzer Laufzeit jeder elektronisch geregelten Zündung unterlegen! Der Verschleiß verstellt nach kurzer Zeit den Zündzeitpunkt, alleine durch den Abbrandhöcker der sich ergibt!
Bei der elektronischen Zündung ist es nun wichtig sich zu entscheiden, ob man eine Induktive- oder eine Kapazitive-Zündung haben will!
Die "Induktive-Zündung" ist die altherkömmliche Art mit dem "Aufladen" der Zündspule mit einem Magnetfeld, welches dann beim Zusammenbrechen einen sehr starken, kräftigen Zündfunken erzeugt!
Die "Kapazitive-Zündung" funktioniert dagegen ganz anders, ein Kondensator wird mit (elektrischer) Energie aufgeladen und erst wenn ein elektronischer Schalter diese Energie "freiläßt", saust diese Energie in einen Zünd-Trafo und heraus kommt ein Hochspannungsfunke, der zwar sehr hoch in der Spannung, aber nicht sehr Energiereich ist.
Das ist auch der Grund, warum jede Art eine andere Zündspule gebraucht.
Die althergebrachte Art mit der seit langem diskutierten "Dwell-Zeit" gibt zwar bei unteren Drehzahlen einen kräftigen Funken, bei höheren Drehzahlen wird der Funke dagegen immer schwächer, weil die Zeit zum "Aufladen" der Zündspule fehlt!
Die CDI-Zündung dagen kann fast beliebig viel Funken erzeugen, deshalb macht man häufig auch bei unteren Drehzahlen eine Mehrfachzündung in einen Zylinder, um bei Schichtungen des Gemisches wenigstens etwas zu zünden. Funktioniert übrigens hervorragend bei der Abmagerung vom Gemisch!!!
Dieser kleine Exkurs hatte jetzt noch nichts mit dem eigentlichen Thema der Antriggerung zu tun, ist aber wichtig, damit man versteht, Zündung ist eine komplexe Sache und besteht aus mehreren Komponenten. Bis jetzt habe ich nur erklärt, welche Art von Funken es gibt und wie sie entstehen, nun wenden wir uns dem eigentlichen Thema zu, wann sie entstehen sollen:
Bei der Kontakt-Zündung entsteht der Zündfunke, wenn der Kontakt öffnet!
Die früheren Transistor-Zündungen waren nichts anderes, ein normaler Kontakt wurde benutzt um einen elektronischen Schalter, eben in Form eines Transistors, zu schalten. Es entstand nur eben kein Abbrand mehr an den Kontakten, weil die "Leistung" jetzt über den Transistor geschaltet wurde. Wobei Zündverstellung und Zündverteilung herkömmlich über einen Verteiler gemacht wurden.
Bevor wir jetzt uns Gedanken machen, wie man eine "Vorzündung" hinbekommt, wenden wir uns doch erst einmal den drei herkömmlichen Arten der Antriggerung zu.
Am Einfachsten macht man das mit einer "PickUp", das ist eine kleine Spule, die in der Nähe der Schwungscheibe am Motorgehäuse angebracht wird. In der Schwungscheibe ist nun ein kleiner Magnet, flitzt der jetzt an der Spule vorbei, erzeugt er in der Spule Strom, der logischerweise schlagartig zusammenbricht, wenn der Magnet sich wieder von der Spule entfernt. Da die Flanke des "Zusammenbrechens" steiler ist, als die des "Aufbauens", nimmt man logischerweise die zusammenbrechende Spannung als Antriggerung der Zündungselektronik.
Da hierbei das "Zusammenbrechen" immer die gleiche Zeit benötigt, dürfte zu mindestens jetzt Jedem klar sein, je schneller sich die Schwungscheibe dreht, um so ungenauer wird dieses System!
Das nächste System funktioniert mit Hallgebern, ein Hallgeber muß man sich als "Plättchen" vorstellen, an das man Strom anlegt und in der Mitte ist ein Drähtchen das geht dann zur Zündung. Wenn man nun in die Nähe des Plättchens einen Magnet hält, so wird das Plättchen solange Strom zu dem Drähtchen geben, wie es das Magnetfeld spürt!
Das Problem bei diesen "Plättchen" ist nur, sie sind sehr empfindlich was Wärme und Störungen angeht, deshalb sind sie nur als kompletter Baustein (Tausenfüßler) zu bekommen, meistens mit 8 beschalteten Beinchen, um eben alles Mögliche kompensieren zu können. Da das "Plättchen" eigentlich analog zur Magnetstärke den Stromfluß schaltet, sind da auch noch Werte integriert, wo der Baustein schaltet oder eben nicht schaltet, also der "Analogwert" digitalisiert wird!
Während bei den Hallgebern die Hysterese eben noch recht groß sein kann, wird die mit einem Induktiven Näherungsschalter in sehr dünner Ausführung fast gegen Null gehen!
Was meine ich damit? Nun ja, so ein Initiator "sieht" Metall, anders ausgedrückt, wenn 50% der Durchmesserfläche an der Spitze von Metall in der angegebenen Entfernung bedeckt ist, so schaltet er.
Wenn man also einen Initiator pro Zylinderreihe am Block befestigt und läßt davor eine Scheibe, die mit der Kurbelwelle verbunden ist, mit nur einer Nase rotieren, so hätte man eine Wiederholgenauigkeit von wenigen Zehntelgrad. Und was noch faszinierender ist, der Initiator würde das sogar fast verzögerungsfrei bis 70.000 U/min schaffen!!!
Anders ausgedrückt, wenn man eine Blitzlampe auf die Schwungscheibe hält, so sieht man keinerlei Versatz, jeder Zündfunke kommt genau zur richtigen Zeit.
So Franko und jetzt zurück zu Deiner Frage, warum die einzelnen Antriggerungselemente gegeneinander verschiebbar sein sollten:
Die Antriggerung über Hallgeber ist nicht sehr genau, wenn man jetzt a) diese Ungenauigkeit dadurch um 100% verstärkt, daß man auf die Nockenwelle geht, und b) durch eine zweiten Magneten, der einen ganz anderen Magnetfluss hat, ergänzt, um wieder auf die Taktzahl zu kommen, die die Kurbelwelle hat, das ist schon ganz schön "Blöde", oder?
Auf gut Deutsch, Deine Antriggerung wird 100%tig auf dem rechten Zylinder der ersten Reihe eine andere Zahl vor OT haben, als Dein linker Zylinder! Weil der Rechte immer von dem einen Magneten erzeugt wird und der Linke immer von dem andern Magneten erzeugt wird!
Die zweite Zylinderreihe hat natürlich das gleiche Problem, nur eben potenziert durch den Umstand, daß sich der Abstand der beiden Hallgeber nicht einstellen läßt, um die Differenz möglichst klein zu halten. Im Endeffekt hat dabei, wenn man genau hinsieht, jeder einzelne Zylinder eine andere Gradzahl vor OT.
Ok, ich gebe Dir Recht, laufen tut der Motor auch, vor allem, wenn man bedenkt, daß ganz früher die Zündverstellung innen im Lenkrad war, dazu ist das natürlich ein riesengroßer Fortschritt!!! Allerdings hatten die auch noch keine CAD berechneten Kurven für die Vergaserbetätigung!
Laufen tut Alles, aber wie? Bist Du nun Perfektionist oder nicht?
Gruß
Michael