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In genau 30 Tagen bin ich nun genau 7463km mit der Goldwing unterwegs gewesen. Dabei sind mir einige Sachen passiert und aufgefallen, welche ich gerne mit euch teilen möchte. Nicht zuletzt natürlich auch um mal raus zu hören, ob ihr vergleichbare Erfahrungen gemacht habt.. :-)

Meine Reise startete von Schweden aus und führte mich über Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, England, Schottland. Von dort aus begann die Rückreise über England, Isle of Man, England, Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland nach Schweden. Der erlebte Temperaturbereich startete bei kühlen 12 Grad und endetete bei der Rückreise im Ruhrgebiet bei belastenden 42 Grad. Die Route beinhaltete lange Autobahn-Strecken genau wie entspannte Land- und Nebenstraßen. Selbst einige unbefestigte Straßen wurden "bewältigt". Zu meinen Erfahrungen:

Ich bin ja nun als Goldwing-Fahrer noch recht grün hinter den Ohren und es war auch bei weitem die längste Tour, die ich jemals gefahren bin. Bis jetzt bin ich solche Strecken vermutlich nicht mal summiert in einem gesamten Jahr gefahren. Und ich würde behaupten, mit kaum einem anderem Motorrad wäre diese Strecke für mich überhaupt möglich gewesen. Der Komfort hat sich echt ausgezahlt!
Meine Pan European 1100, welche ich vorher genutzt hatte, hätte meine Arme und Schultern bereits nach der hälfte abfallen lassen.. Der Sitzkomfort auf der Wing ist echt um Welten besser. Auch das Fahrwerk ist ein Traum. Habe mich oft erwischt, wie ich der Vordergabel beim Arbeiten zugesehen habe, es aber nicht gespürt habe im Lenker oder im Gesäß. Eine Wonne! Auch die Wärmeableitung vom Motor ist deutlich schöner gelöst als bei meinem altem Motorrad.. Spätestens auf der Rückreise bei 40 Grad hätte ich da das Handtuch geworfen.

Nun aber zu en eher weniger erfreulichen Sachen, welche auffällig geworden sind:

Das Navi.. In England versteht es nach dem Neustart oft nicht, das es auch Linksverkehr gibt. Es brauchte oft Minuten um zu verstehen in welche Richtung ich fahre. Auch gab es die Situation, das ich in einige Straßen geschickt werden sollte, welche überhaupt nicht für Motorisierte Fahrzeuge zugelassen waren. Selten passiert, aber leider passiert. Lädt man eine Route, ist die Ladezeit oft sehr lang. Selbst wenn kaum Zwischenstellen angegeben wurden sind und auch die Entfernung nicht all zu groß war. Für ein Motorrad in dieser Preiskategorie, und vor allem mit dem Gedanken das die Wing genau für lange Reisen gebaut wird, sehr ernüchternt. Wie gern hätte ich doch "Android Auto" um Google Maps nutzen zu können und mein Handy bedienen zu können. Aber das wird wohl auch mittelfristig nicht passieren..

Die Seitenkoffer.. Am ersten Tag in England ließ sich plötzlich nicht der rechte Koffer öffnen. Panik machte sich schnell breit, denn dort waren Ladegeräte für Handys und meine Unterwäsche unter anderem untergebracht.. Einen Monat ohne neue Unterwäsche - schrecklicher Gedanke. Und schon defekt, obwohl erst ein paar tausend km auf der Uhr.. wie kann das sein... Mehr oder weniger durch Zufall erinnerte ich mich an einige Foren-Einträge, welche eine "Notleine" auf der anderen Seite beschrieben. Und siehe da, diese war scheinbar nur von dem "Haltepin" gerutscht, was das öffnen auf der anderen Seite per Elektrik direkt lahm legte. Die Freude war groß, als das Problem so schnell gelöst werden konnte. Aber die regelung mit dem Seilzug an sich ist eine doch recht schlechte technische Lösung aus meiner sicht. (Zumal dieses Problem noch mehrmals auf der Reise vorkommen sollte) Nun gut, wir wussten nun das man beim Packen hier drauf achten muss.

Die Innentaschen.. Nachdem wir nun schon Probleme mit dem öffnen der Seiten hatten, merkten wir auch schnell, das die Innentaschen nicht all zu gefüllt sein dürfen - auf keinen Fall bauchig. Denn sonst passen diese einfach nicht mehr in die Fächer. Vor und hinter der Tasche hat man noch so viel (verbauten) Platz, das man hinter die Tasche noch Schuhe oder mehrere kleine Trinkflaschen bekommt und davor auch noch das eine oder andere Verstauen kann - aber wehe die Tasche ist bauchig.. Unsere Wing ist wirklich ein Leckerbissen fürs Auge.. Aber sinniges packen der Seitentaschen mit den orginal Innentaschen fällt (jedenfalls mir) schwer. Im vergleich zu den klobigen Seitentaschen der Pan European ein klarar Nachteil.. Nun gut, man findet sich ab und gut ist. Noch schlimmer fand ich nun aber, das bereits der Lederkeder, welcher um die Tasche genäht ist, bereits bei der Innentasche für das Topcase durchgescheuert ist. Ob dies der Fall ist, weil die Schrauben am Boden nicht mit einer Abdeckung verkleidet sind.. keine Ahnung. Aber für eine Tasche in diesem Preissegmet und orginal vom Hersteller, welche auf der Reise nur 3 Abende überhaupt raus genommen wurde - also durch tragen oder sonstiges überhaupt keine mechanische Belastung erfahren hat - ist das einfach schlecht. Zumal auch hier die Praktikabilität nicht optimal ist. Die Tasche füllt zur Seite das Topcase nicht aus. Wenn man diese voll packt, kommt man aber kaum mehr an den USB-Anschluss. Und ein Handy würde ich auch nicht in den halter dahinter stecken wollen. Die Haltegriffe an allen drei Taschen stören auch immer beim schließen der Fächer. Für eine Reisemaschine schlecht gelöst, aus meiner sicht..

Tasche Topcase.. Nach ein paar Empfehlungen hier im Forum hatte ich mir die Qbag gekauft. Diese passt gut auf das Topcase und fasst auch recht viel, ohne dabei hoch zu bauen. Fügt sich eigentlich recht gut in die Linie der neuen Wing. Der Wetterschutz, welcher genutzt werden muss, da die Tasche nicht alleine Wasserfest ist, ist nicht gut. Da ich meinen eigenen Spanngurt für die Schiffe mit genommen hatte, konnte ich diesen nutzen um den Wetterschutz zusätzlich zu sichern. Ansonsten wäre dieser vermutlich einfach bei der fahrt irgendwann weg geflogen. Die Empfohlenen 130 km/h mit dem Überzug ohne weitere Sicherung empfehle ich auf keinen fall. Wir selber sind aber mit Spanngurt drüber auch mal 170 gefahren. Wichtig zu erwähnen bei dem Qbag.. Er muss voll sein. Ansonsten baumelt wer zu viel rum.

Das kleine Fach vorne Rechts.. Gut für eine kleine Geldbörse und Gehörschutz. Handy passt theoretisch auch rein, wenn man vorsichtig packt. Aber die untere Kankte biegt sich sehr gerne sehr schnell weg vom Bike. Die Fächer bei der Pan European waren schöner gelöst.. Dort rutschte nicht alles nach unten beim rein legen.. Und weil das Fach der Wing nach unten sich verjüngt, rutscht das hinein gelegt oft in eine solche position, das man es schwer hat zu schließen. Habe ich mich abgefunden, aber evtl. wichtiger ist der Hinweis das dieses Fach sehr sehr warm wird - bedingt durch den Motor. Nach dem Abstellen oder im Stau also besser wärme/hitzeempfindliches Material schnell entnehmen..

Handbremse (habe ein DCT modell): Nein, zu keinem Zeitpunkt habe ich die Bremse vergessen zu lösen. Ja jeden Tag habe ich diese genutzt. 2 km vor Reiseaufbruch hatte ich diese justieren lassen. Zu dem Zeitpunkt konnte man den Hebel kaum bewegen. Sie war direkt fest und wirkte. Nun, nach der Reise - obwohl ich die Handbremse immer korrekt genutzt habe - kann ich den Hebel bereits wieder fast aus der Verankerung ziehen bevor etwas passiert. Meine vermutung ist, das der Bremsverschleiß bei der Wing enorm ist. Evtl. aber auch normal, kann ich nicht einschätzen. Ich habe allerdings nicht das Gefühl das ich noch über 12.000km (bis zum nächsten Service) eine funktionierende Handbremse haben werde, wenn schon bei 7500km kaum mehr funktion vorhanden ist.

Reifendruck.. Mehrmals auf der Strecke habe ich den Reifendruck im kalten Zustand auf die Vorgegebene Menge gedrückt. Nach langen Etapen kam es dann ab und an vor, das mir die Anzeige am kommenden morgen 0,2-0,4 Bar weniger Angezeigt hat, als am Vortag. Meine Reifendruckanzeige leuchtete daher fast regelmäßig. 2,2 Bar /2,4 Bar war das niedrigste. Vorne und hinten verhielt sich dabei der Verlust immer gleichmäßig. Der Druckverlust war aber sporadisch, also nicht regelmäßig. Denke daher nicht, das die Reifen, Ventile oder Felgen defekt sind. Ist dies normal? Da ich bei meinen anderen Motorrädern keine Anzeige hatte, kann ich nicht abschätzen ob dies normal ist. Bei meinen Autos kenne ich es allerdings nicht so - selbst nach Tagesstrecken von mehr als 1000km..

Griffheizung... Habe ich einige Abende genutzt und empfand diese als ok. Allerdings empfinde ich Sitz sowie Griffheizung als langsamer und schwächer als die früher verbauten Artikel, welche ich nachgerüstet hatte.

Windschutz.. fand ich gut. Vermutlich könnte ich die höhere Scheibe vertragen, aber ich komme mit der orginalen auch bestens zurecht.

Km pro Tag.. Auf der Strecke Deutschland - England, gab es leider an dem Tag mehrere Vollsperrungen und Umleitungen. Daher wurden aus ca. 450 km knapp 650 km. Zusätzlich viel Stau. Ich denke an diesem Tag saß ich gut und gerne 10 Stunden auf der Wing. Meine Schultern waren verspannt bei Ankunft und schmerzten leider auch noch den Tag danach. Alles unter 400 km war und ca. 6 bis 7 Stunden fand ich immer entspannt. Da drüber wurde es anstrengend. Auf der Rückreise hatte ich die größte Etape mit dem wärmsten Wetter.. England - Deutschland mit 760km. Morgens 7 Uhr los und Abends 7 Uhr angekommen. Kaum Popo-Pausen. Bis zu dem Tag war ich vermutlich deutlich trainierter und es wirkte sich nicht negativ auf Rücken und Schultern aus. Wohl war es aber körperlich extrem anstrengend und wirklich keine Freude bei bis zu 43 Grad.. Für mich würde ich ab jetzt abmachen: Autobahn 400 bis 500 km reicht mir wohl um entspannt mit ein paar Pausen anzukommen. Etwas mehr gerne, wenn nicht noch Fähre oder sonstiges hinzu kommen. Landstraße und kleinere Wege - da eher 250 bis 400, wenn der Schnitt nicht schneller als 70 bis 80 sein soll. Wobei ich sagen muss, das es auch von Tag zu Tag weniger problematisch war längere Strecken zu fahren. Training gehört wohl doch mehr dazu als ich gedacht habe.

Zum Schluss.. Jetzt habe ich hier viel "genörgelt". Allerdings ist das für mich meckern auf hohem Niveau. Mehrmals haben meine Sozia und ich uns abends gesagt... Mit einem anderem Motorrad geht das ja überhaupt nicht.. Wir fühlen uns super wohl. Nicht zuletzt weil die Wing sich so super fahren lässt. Egal ob warm, kalt, trocken, nass. Gerade oder kurvig, schnell oder langsam... Sie vermittelt immer so viel Sicherheit, es ist fast unverschämt.. Und der Verbrauch ist dabei für mich kaum zu verstehen. Ich fahre also vollbepackt, nicht langsam, mit einer Maschine die Schwer ist und einen riesigen Motor hat.. Und komme auf einen Verbrauch von 5,2 Liter auf die gesamte Strecke gemessen. Unglaublich für mich! Für uns ist klar - die Wing war teuer.. Aber Sie war die richtige Entscheidung!

Nach jeder längeren Reise (mit länger meine ich 1 Woche mit ca. 1700 km) war es so, das meine Sozia und ich erst mal das Motorrad in die Ecke gestellt habe und eine längere Zeit nicht gefahren sind. Mit der Goldwing nicht so. Direkt am selben Tag nach Rückankunft haben wir schon über die nächste Reise gesprochen. Nun wird wohl Südeuropa für kommendes Jahr geplant.. Vermutlich wieder ca. einen Monat.. Und vermutlich nicht viel weniger Kilometer als jetzt.. Ich freue mich schon jetzt. Im Mai hatte ich die Maschine entgegen genommen. Bereits jetzt sind wir mehr als 10.000 km gefahren. :-)

Bis dahin werde ich vermutlich neue Kleidung und einen neuen Helm brauchen. Vermutlich könnt Ihr mir da auch gut mit Rat bei Seite stehen.. Ich habe aktuell Rukka (saugt sich bei Regen gern voll und läuft mir in den Nacken, weil kein Kragen) und Schuberth C3 mit Cardo SRC (gefühlt nicht die beste Belüftung). Gedacht hatte ich an Stadler und Schoei Neotec 2 oder Schuberth C4 Pro. Falls ihr bei der Bekleidung andere Marken habt, welche ihr wärmstens Empfehlen könnt.. lese ich mir gern durch.

Hoffe sind nun nicht zu viele Themen in einem Post, aber bevor ich 10 Themen aufmache dachte ich mir ist es so besser.. Nun bin ich gespannt was so als Feedback von euch kommt.

#1  06.08.19, 09:34:52

Beitragssammler


Themenstarter

goodposting

#2  06.08.19, 09:51:44

Beitragssammler


Themenstarter

Schöne geschrieben und genau mein zukünftiges Ziel. Die Kids aus dem Haus und mit Frauchen und Wing auf Tour gehen. Schön zu lesen das man nach solch einer Strecke nicht die Nase voll hat.



#3  06.08.19, 11:13:21

Beitragssammler


Themenstarter

Wow das ist mal ein ausführlicher Bericht und eine noch tollere Reise.
Ich habe auch schon 8000km auf der Uhr, aber halt ab Mitte April.
Mit den Gepäcktaschen hatte ich auch so meine Schwierigkeiten. Besonders auch mit dem aufbauchen.
Die Tragriemen sind für mich auch gewöhnungsbedürftig. Zu groß und zu steif.
Bei mir ist das Navi der einzige wirkliche Kritikpunkt, denn die Wing ist Fahrspaß pur. Auch sonst hatte ich bis jetzt keinerlei Probleme.
Grüße
Martin

#4  08.08.19, 12:41:16

Beitragssammler


Themenstarter

alles wird gut super Bericht besonders deine Erfahrungen mit dem Reifendruck finde ich interessant
da ich schon 2 dct modele 2019 mit dem gleichen Problem
kenn reifen 1xBridgestone 1x Dunlop


#5  08.08.19, 13:36:51

Kono



Super Bericht!
Betreffend Navi stimme ich dir zu. Peinlich für Honda. Ich habe mir jetzt wieder das Garmin montiert. Wieso können die nicht einen Lizenzvertrag mit Garmin oder TomTom machen?
Die Reifendruckanzeige stimmt bei mir ziemlich genau. Zu Beginn einer Fahrt blinkt sie jeweils und zeigt einen geringen Verlust an. Nach einigen Kilometern ist sie dann auf den Sollwerten. Ich nehme an, dass das auf die Reifentemperatur zurückzuführen ist.
Die Handbremse lässt sich ganz einfach justieren. Anleitungen findest du im Internet.

Ich bin mit meiner GW sehr zufrieden. Wenn Honda es schafft, den fauxpas mit dem Navi noch auszubessern, ist es für mich die ideale Reisemaschine.

#6  10.08.19, 07:43:04

Andy GW 2018



Hallo Kono,
ist es nicht so daß der korrekte Luftdruck bei kaltem Reifen ( ca. 20° )
eingestellt werden soll?
Während der Fahrt steigt er natürlich durch die Erwärmung des Reifen an.
Bei mir sind das ca. 0,3 bar Anstieg.
Die Differenz der Anzeige am Moped zum Messgerät ist bei mir 0,05 bar.
Also recht genau.


Gruß Andy
#7  10.08.19, 16:02:07
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