Moin Ihr lieben Goldwingers,
Moin Jan,
da bin ich auch mal wieder
Eigentlich hat Jan ja schon alles richtig dargestellt und wenn man sich daran hält läuft das schon gut und macht Spaß.
Da wir ja in diesem Forum wohl auch nur von Goldschweinen mit Beiwagen reden ist die Differenz nicht ganz so groß, alle GLs sind wirklich tolle Gespannmopeds.
Ich kann das auch schon ein bisschen beurteilen, obwohl ich erst seit ca. 50 Jahren auch mit Gespannen unterwegs bin, aber eben viel damit unterwegs war und bin.
Die Unterschiede zwischen den Goldschweinmodellen mit Beiwagen sind allerdings schon groß, Jan, Du weißt das ja von deinem roten GL Enduro-Gespann.
Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man mit einer GL 1 mit schmalem EML-Tour-Boot unterwegs ist, oder mit einer GL 15 mit Hechard Luxusboot.
Allein durch die enorme Spurbreite mit den 15er Umbauten ist das hochkommen des Beiwagens auch bei leerem Boot - bei normaler Fahrweise - kaum noch kritisch. Da reichen, Jan hat es schon erwähnt - wenige kg Ballast hinten im Boot. Aber mehr zu inneren Beruhigung...
Das sieht bei einer GL 1 mit schmaler Spurweite schon ganz anders aus, die kommen teilweise schon beim zu forschen abbiegen an der Ampel (oder sehr viel kritischer beim rausfahren aus dem Kreisverkehr) sehr schnell hoch und bedürfen dann einer kundigen Hand am Gasgriff und einem Fahrer der die Ruhe un Übersicht behält.
Eine gute Möglichgeit leere Gespanne gewichtstechnisch schnell und einfach an die eigene Fahrweise anzupassen sind übrigens diese Wassersäcke für die Schiebkarre. Da kann man schnell 20 bis 50 Liter Wasser reinfüllen - und bei Bedarf einfach schnell wieder irgendwo ablassen. Hab ich seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit gemacht und auch auch vielen meinen Kumpels bei den Gespanntrainings so beigebracht.
Da wir Goldwingers ja in der Regel eher die etwas ruhigere Gangart bevorzugen, zumindest mit dem Gespann, ist das Thema mit dem Beiwagengewicht hier auch nicht so relevant.
Also einfach draufsetzen und entspannt durch die Gegend säuseln und gut ist, dann grinst es auch noch lange hinterher - beim Fahrer und beim Beiwagenpassagier.
Was man aber wirklich nicht machen sollte, Jan hat es schon erwähnt: NIEMALS bei leerem Beiwagen einen Hintermann auf das Mopeds setzen lassen. Das durch den verschobenen Schwerpunkt (höher und weiter nach hinten) veränderte Fahrverhalten ist auch für erfahrene Gespannpiloten unkalkulierbar!
Dazu kommt noch ein Problem was man zunächst gar nicht bedenkt: Durch die Querbeschleunigung, die zudem auf dem hinteren Sitz sehr viel höher ist als beim Fahrer selbst, hat der Hintermann ein sehr ungutes Gefühl, weil ihm jeglicher Seitenhalt fehlt. Deshalb versucht er sich beim Fahrer festzuhalten, das wiederum beeinträchtigt diesen aber bei der wichtigen lockeren Armhaltung am Lenker, denn ein Gespann wird ja im Wortsinn mit dem Lenker gelenkt, ganz anders als der kleine Impuls bei der Solomaschine um die Schräglage einzuleiten.
Also, immer den Passagier in den Beiwagen setzen, angepasst fahren, und beide grinsen stundenlang um die Wette.
Mit dem angepasst fahren meine ich übrigens, dass man sich als Fahrer auch immer mal in die Sicht- und Fühlsituation des Beifahrers denken sollte. Der sitzt nämlich gefühlt quasi auf der Straße, daran muss man sich als ehemaliger Sozius erstmal gewöhnen. Zudem ist die komplette Sicht nach links durch das Moped versperrt und der Lärm ist um Welten lauter als oben auf der Maschine.
Das ist bei den Goldweinen jetzt nicht so ein Thema, die säuseln auch wenn man daneben sitzt, aber bei anderen Zugmaschinen (speziell bei den BMW-K- Modellen, Susis, Kawas usw. sieht das ganz anders aus).
Wichtig finde ich auch, wenn man jemand zum ersten Mal im Beiwagen mitnimmt, zuerst in Ruhe einige Gesetzmäßigkeiten erklärt damit es hinterher keine Überraschungen gibt und ganz ungute Gefühle.
Aber dann ist das Gespann fahren wirklich nur Klasse, und auch ganzjährig viel sicherer als das Solofahren - trotzdem möchte ich auch darauf noch nicht verzichten.
Allerdings gibt es auch Gespann, die sind jetzt nicht sooo gut geeignet für die Mitnahme von Passieren, Jan hat es schon erwähnt.
Auch ich habe in meiner kleinen Gespannsammlung solche Gespanne, z.B. ein HEOS und ein WASP mit Straßenzulassung. Die Dinger wiegen keine 150 kg und haben 100 PS, dementsprechend geht das auch vorwärts - aber genau so heikel sind die zu bewegen. In den Gespann nehme ich niemand mit, auch aus anderen Gründen nicht. Ich habe mir dafür als Kontergewicht Bleibarren zugelegt, die ich dann, je nach Einsatzzweck (Winter) sicher am Beiwagen befestigen kann.
Ein Trick von mir: Zur Feinabstimmung habe ich einige Bleibarren mit Goldlack besprüht, dadurch erhöht sich ja das spezifische Gewicht gewaltig und das merkt man dann auch..
Aber Gespannfahren ist ein wirklich breites Gebiet, jeder hat da so seine Vorlieben und optimiert immer und immer wieder nach seinen persönlichen Bedürfnissen.
Die Ausnahme von allen den oben gemachten Aussagen, sowohl von Jan als auch von mir: ZEUS-Gespanne.
Mag nicht jeder, kennt auch kaum einer, fallen aber wegen des Aussehens trotzdem mehr auf als ein Lambo, haben auch durchaus Nachteile und etliche Konstruktions- und Verarbeitungsmängel usw.
Aber: Sicherer kann man nicht Gespann fahren, keine Frage. Das Ding läuft wie auf Schienen unbeirrt geradeaus, ist in Kurven sehr handlich, durch ABS, vernünftige Reifen und Bremsen absolut sicher, hochkommen des Beiwagens, auch im leeren Zustand, unmöglich, selbst dann nicht wenn ein Passagier noch hinten drauf sitzt.
Ich hatte es ja schon mal in einem anderen Beitrag geschrieben, ich bin ja ab und zu mit alten und mobilitätseingeschränkten Menschen mit meinen Gespannen unterwegs, keiner hatte vorher je in einem Beiwagen gesessen, und alle steigen immer total aufgeregt und mit ganz breitem lachen wieder aus.
Das ist speziell beim ZEUS so, weil das Gefühl im Beiwagen autoähnlich ist für den Mitfahrer, ich als Fahrer aber mein geliebtes Mopedgefühl haben kann. Und ja, ich fahre dann schon auch mal zügig und auf der Bahn so um die 200km/h - so schnell waren die meisten meiner betreuten Schäfchen noch nie in ihrem Leben unterwegs.
Bilder davon hab ich ja hier schon mal in einem anderen Tröt eingestellt.
Aber ein bisschen Unvernunft hab ich mir erhalten, auch wenn meine Pubertät nun doch spürbar ins Klimakterium übergeht...
Eines meiner Lieblingsgespanne ist (außer der Uralt Sahara GL 1) nach wie vor ein stark modifiziertes Z 1300 Gespann. Hat realistisch gesehen mehr Nachteile als Vorzüge, aber mit gefällt dieser alte 6-Zylindermotor, dieser spontane Antritt usw.
Deshalb überlege ich auch, ob ich mir im Winterschlaf noch ein CBX-Gespann bauen soll.. Die FAmilie meint zwar hab jetzt genug Gespanne für bis Ende, aber ich denke, Gespanne sind ja Herdentiere, die freuen sich wenn sie zusammen sind, oder wie jetzt.
Vorletztes Jahr wollte ich dann nach protest meine klitzekleine Mopedsammlung verkleinern, aber kein Schwein hat mir gesagt, wie das geht. Folge: sind nun noch paar mehr dazu gekommen, Teufel auch - irgendwann kommen die Männer mit den weißen Jacken und fangen mich ein.
Aber bis dahin genieße ich jede Fahrt mit einem meiner Mopeds - nur die bildschöne DCT hat nach wie vor Hausarrest, und hat seit 2018 noch nicht mal 1.700 km gelaufen. Aber Musik machen unterm Carport kann sie toll, echt jetzt.
Und vielleicht, falls ich noch etwas ältererer werde, fahre ich dann doch noch mal auf meine alten Tage damit rum, weiß man noch nicht.
Euch allen einen schönen und entspannten Spätsommer, bleibt gesund und munter, tolle Fahrten mit Euren Mopeds - und wer hier in der Gegend vorbei schunkelt kommt einfach auf einen Kaffee oder Eistee rein und ist immer willkommen.
Willy - das schwarze Schaf vom Deich
Määähh