Diesen "kleinen Verkleidungen" waren bestimmt die berüchtigten Krauser-Lenkerverkleidungen...
Sahen wirklich ganz gut aus, fuhren sich mit dem Originallenker auch einigermaßen - bis eben auf die wirklich zahlreichen Unfälle.
Wenn ich das noch richtig erinnere, wurden nur bei 3 Unfällen ursächliche Zusammenhänge mit der Zusatzlenkerverkleidung gerichtsfest nachgewiesen, dabei leider auch 2 Todesfälle.
Danach wurden diese Verkleidung dann vom MArkt genommen und an Gold-Wings nicht mehr eingetragen, die bereits ein getragen waren, hatten aber Bestandsschutz.
Diese Arie hat dann auch bei Honda zu einem gewaltigen Umdenken geführt, sowohl was den Anbau von sicherheitsrelevantem Zubehör betraf (z.B. nur noch 130 km/h mit angebauten Seitenkoffern), als auch das herstellerseitige Verbot von Änderungen am Fahrwerk.
Bis dahin lautete z.B. einer der Einträge in allen Honda-Briefen: "Für Beiwagenbetrieb nicht geprüft", danach wurde das dann geändert in "Für Beiwagenbetrieb nicht zugelassen".
Deshalb musste EML dann beim Frauenhofer-Institut in Darmstadt mit einer für den Gespannbetrieb umgerüsteten GL 1000 auf den Hydropulser um wissenschaftlich die Dauerbetriebsfestigkeit (angenommen damals 100.000km) nachzuweisen. Die ganzen Unterlagen und Prüfberichte hab ich sogar noch, die beiden "Hartmänner" waren auch dabei.
Deswegen wurde rechts am Steuerkopf ein zusätzliches Knotenblech eingeschweißt, zur Verstärkung, und um die dort aufgetretenen Lastspitzen abzuleiten.
Weiteres Manko: Die dann gebauten Gespanne und auch alle Mopeds mit aufwändigen Fahrwerksumbauten (z.b. andere Gabel, Räder, Fußrastenanlagen, Hinterradschwingen, Lenker, Verkleidungen usw. wurden dann nur noch per Einzelabnahme abgenommen und mit einer neu zugeteilten TP-Nummer zugelassen, die ursprüngliche Rahmennummer musste sichtbar durchkreuzt werden und wurde im KFZ-Brief auch so vermerkt.
Damit war der ursprüngliche Hersteller (in diesem Fall Honda) dann komplett aus der Produkthaftung raus.
Geschadet hat das Theater damals Honda gewaltig, und die bekannten Fahrwerksunruhen der ersten GL 1000 traten auch durchaus nicht bei allen Fahrern auf.
Wir haben damals bei aufwändigen Fahrversuchen auf der Nordschleife festgestellt, dass das eher am Gewicht des Fahrers lag und der Beladung überhaupt, denn die Probleme traten hauptsächlich bei leichtem Fahrer und bei hohen Geschwindigkeiten in leichten, langgezogenen Kurven auf, oder eben vollbepackt für den Urlaub im Süden...
Ich hab noch alte S-8 Filme davon, da kann man gut sehen, dass manchmal eine komplette Straßenbreite nicht mehr ausgereicht hatte, wenn sich die Fuhre erstmal richtig aufschaukelt.
Der eigentlich Denkfehler war aber viel früher...
Denn damals, Anfang der 70er, zählte nur Leistung, sonst nichts.
Dementsprechend hat man die Goldwing schon vor der IFMA 1974 als Sportmaschine eingestuft - und auch so getestet. Das konnte nichts werden, auch wegen der viel zu geringen Schrägenlagenfreiheit.
Die Käufer, die darin eine supertolle und absolut zuverlässige Tourenmaschine gesehen haben, hatten diese Problem nie und waren immer richtig begeistert von der Handlichkeit wegen des tiefen Schwerpunktes durch Boxermotor und Tank, und natürlich von dieser seidigen Laufkultur, sowas gab es vorher nirgends.
Hab ich ein Schwein, dass ich im Wortsinn von der allerersten Stunde dabei war, noch vor der offiziellen Zulassung - und bis heute NICHTS von meiner Begeisterung gerade für dieses Mopedmodell verloren habe.
Fertig.
Könnt jetzt Kaffee schlabbern gehen.
Liebe Grüße vom Deich - das kleine Goldschwein-Mekka
Willy